Tipps für Eltern
Resilienz ist nicht nur ein Schlagwort
Wie Sie mit Ihrem Kind über Krieg sprechen und gleichzeitig die Resilienz Ihres Kindes fördern.
Beachten Sie: Nicht für jedes Kind ist das aktuelle Kriegsthema derzeit ein Thema.
Fühlen Sie sich nicht gedrängt, ein Gespräch darüber zu führen.
Resilienz setzt sich aus drei Quellen zusammen:
Ich HABE (Unterstützung von außen)
Das Kind braucht eine Bezugsperson, die Sicherheit und Stabilität vermittelt, vor allem wenn Gesellschaft, Politik und Medien Unsicherheit und Ungewissheit ausstrahlen.
ICH BIN (sich angenommen und ernstgenommen fühlen)
Das Kind fühlt sich geliebt und in seinen Fragen, Ängsten und Sorgen ernst genommen.
Ich KANN (Umgang mit schwierigen Situationen)
Das Kind weiß, wie es sich in belastenden Situationen selbst helfen und im Bedarfsfall Unterstützung holen kann.
Wie geht es dem Kind?
Beobachten Sie Ihr Kind. Wenn es auffallend ruhig ist oder andere Veränderungen zeigt, versuchen Sie herauszufinden, ob es etwas bedrückt. Signalisieren Sie dem Kind, dass Sie für es da sind, und dass es sich an Sie wenden kann, wenn es Fragen hat oder unsicher ist.
Wann greife ich das Thema auf?
Fragen Sie nach, wenn Ihr Kind etwas zu diesem Thema sagt, wenn es Bilder gesehen oder Informationen darüber gehört hat. Versuchen Sie herauszufinden, was das Kind darunter versteht, damit Sie die Sichtweise des Kindes und dessen Gefühle dazu erfahren. Dies kann ein guter Ausgangspunkt für ein Gespräch sein.
Wie spreche ich mit dem Kind?
Gehen Sie auf Fragen des Kindes ein. Beantworten Sie diese in klaren, einfachen und sachlichen Worten. Geben Sie dabei nur so viel Information, wie das Kind in dieser Situation braucht. Sprechen Sie in altersgemäßer Sprache.
Wie kann ich mein Kind bestärken, sich jemandem anzuvertrauen? (Ich KANN, Ich BIN und ich HABE)
Nehmen Sie Ihr Kind in seinen Überlegungen und Sorgen ernst. Vermitteln Sie ihm, dass es sich immer an Sie wenden kann, und dass es gut und wichtig ist, sich bei Fragen, Unklarheiten und Sorgen jemandem anzuvertrauen.
Wie gehe ich mit Information um?
Die Bedeutung von Information
Information ist wichtig, da sie Orientierung und damit Sicherheit in einer belastenden und unsicheren Situation geben kann. Für fehlende Information werden meist selbst Erklärungen gesucht und diese können mitunter mehr beunruhigen als die Tatsachen.
Altersgemäße Information
Je nach Alter, Entwicklungsstand und Interesse des Kindes kann es sinnvoll sein, dem Kind kindgerechte Nachrichten zu ermöglichen. Die klassischen Erwachsenen-Nachrichten sind für Kinder meist nicht geeignet, da Bilder und Aussagen leicht verstören können. Schauen Sie die kindgerechten Nachrichten gemeinsam mit Ihrem Kind, sodass Sie danach im Bedarfsfall über einzelne Aspekte mit dem Kind sprechen können.
Dosieren von Information
Vermeiden Sie, das Kind zu vielen Nachrichten auszusetzen. Schützen Sie sich und Ihr Kind generell vor einem „zu Viel“ dieses Themas über Medien, Gespräche u. Ä.
Kritisches Hinterfragen von Information
Bei älteren Kindern sind auch Soziale Medien ein Thema. Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass hier viel Falschmeldungen verbreitet werden. Unterstützen sie Ihr Kind dabei, Informationen und deren Seriosität kritisch zu hinterfragen.
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Buchtipp:
Ein Bilderbuch zur Förderung von Resilienz
»Das Eulengeheimnis«
Neuerscheinung – Bilderbuch
Oje, der Hase hat sein geliebtes Kuscheltuch verloren,
und die Enten streiten um die größte Himbeere des Waldes.
Was für ein Glück, dass der Sonnenzwerg vom Eulengeheimnis weiß.
Nun sind sich alle einig: Nichts wie hin zur Eule!
In diesem Märchen steht die Förderung von Resilienz im Vordergrund. Resilienz ist die Fähigkeit, mit Belastungen und Krisen umzugehen. Spielerisch lernen Kinder Möglichkeiten kennen, mit denen sie schwierige Situationen bewältigen können.
Am Ende des Buches findet sich ein Text für Erwachsene. Hier wird die Geschichte im Hinblick auf die enthaltenen Resilienzquellen aufgeschlüsselt. Außerdem wird ein Grundverständnis von Resilienz vermittelt und gezeigt, wie diese im Alltag gezielt gefördert werden kann.
Hardcover | 40 Seiten
210 mm x 250 mm
Studia Universitätsverlag (2021)
ISBN 978-3-99105-001-8
€ 23,50
Direktbestellung via E-Mail unter
willkommen@institut-positivepsychologie.com
versandkostenfreie Lieferung
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Information & Tipps in der »Corona-Krise«
für Eltern und all jene, die mit Kindern arbeiten
Kinder während und nach der Corona-Krise stärken
Neun einfache Tipps für Eltern und all jene. die mit Kindern arbeiten, um die Widerstandskraft ihrer Kinder zu fördern.
Keine Resilienz ohne Krise
Resilienz, die Fähigkeit, mit Belastungen umgehen zu können, diese zu überwinden und sich anzupassen, zeigt sich erst in der Situation einer Belastung.
Förderung der kindlichen Resilienz
Der Resilienz-Prozess ist seit Beginn der Pandemie angekurbelt und Eltern können ihre Kinder dabei mit einfachen Mitteln fördern und unterstützen. Unsere neun Tipps lassen sich dabei aus der Sicht des Kindes drei Bereichen zuordnen: Ich HABE, ich BIN und ich KANN. 1) Dabei bezieht sich “Ich HABE” auf Unterstützung und Ressourcen von außen, “Ich BIN” auf innere, persönliche Stärken und “Ich KANN” auf soziale, und interpersonale Fähigkeiten sowie Problemlösefähigkeiten.
ICH HABE …
… Menschen, die sich um mich kümmern und die mich mögen.
Ungewohnte Situationen, wie die Corona-Krise, die unseren Alltag einschränken und verändern, können bei Kindern zu Unsicherheiten führen. Als Elternteil können Sie Ihrem Kind dabei helfen, ein Gefühl von Sicherheit und Orientierung zu gewinnen, indem Sie Routinen, Strukturen und Regeln vorgeben. So kann das Kind den Ablauf des Tages vorhersehen und besser einschätzen, was es in etwa erwartet.
Es gehört zu den Grundbedürfnissen von Kindern, sich unterstützt, umsorgt und geliebt zu fühlen und besonders in Krisenzeiten sind soziale Beziehungen von großer Bedeutung. Denken Sie gemeinsam immer wieder an Personen, die dem Kind lieb und wichtig sind, und ermöglichen Sie im Rahmen der momentanen besonderen Umstände die Pflege dieser Kontakte.
… Menschen, an die ich mich mit meinen Fragen und Sorgen wenden kann.
Nehmen Sie Sorgen ernst. In einer unklaren und belastenden Situation kann Information helfen, ein Gefühl von Sicherheit wiederzuerlangen. Versuchen Sie deshalb, auf Fragen des Kindes einzugehen und diese für das Kind mit sachlichen, altersgemäßen Erklärungen verständlich zu beantworten.
… Vorbilder.
Kinder orientieren sich am Verhalten und den Herangehensweisen von Erwachsenen. Auch wenn das Einhalten der Maßnahmen zur Krankheitseindämmung nicht immer leicht fällt, versuchen Sie, diese mit einer positiven Grundeinstellung umzusetzen. So kann sich das Kind als Teil einer großen Gemeinschaft erleben. Gemeinsamkeit und Handlungsfähigkeit (selbst einen Beitrag leisten) geben Stärke.
… ein gut funktionierendes Gesundheitssystem.
Wenn Ihr Kind Sorge und Angst hat, dass jemand im nächsten Umfeld erkrankt oder es selbst krank wird, betonen Sie, dass wir auf ein gut ausgestattetes Gesundheitssystem zurückgreifen können. Sicherheit ist stabilisierend und beruhigend.
ICH BIN …
… liebenswert.
Die Corona-Krise hat bei den meisten Menschen Sorgen und Ängste ausgelöst. Auf diese legen nun Erwachsene verständlicherweise ihre Aufmerksamkeit, weil es etwa um den drohenden Verlust des Arbeitsplatzes geht. Dabei sollte nicht übersehen werden, dass es besonders in Krisensituationen von großer Bedeutung ist, dass sich Kinder angenommen und geliebt fühlen. Vermitteln Sie daher trotz aller Unsicherheiten Ihrem Kind regelmäßig in Gesten und Worten wie lieb Sie es haben und wie wichtig es Ihnen ist.
… zuversichtlich.
Auch wenn die Kinder zum großen Teil mit der neuen Situation zurecht kommen, kann es immer wieder einmal zu einem „Durchhänger“ kommen, weil Einschränkungen (z.B. erneute Maskenpflicht, Distanz, Einschränkung des Freizeitprogramms) gerade als belastend empfunden werden. Benennen Sie mit Ihrem Kind diese Belastung und stellen Sie gemeinsam Überlegungen an, wie: „Was würden wir gerne wieder mal tun? Worauf freuen wir uns? Was können wir trotz Einschränkungen auch jetzt recht gut machen?“ So kann der Blick weg von der momentanen Belastungssituation auf etwas Erfreuliches gerichtet werden.
… eine Person, die ihre Gefühle und Sorgen äußern darf.
Verschiedene Gefühle wie Wut, Ärger, Angst, Hilflosigkeit, Hoffnung, Liebe usw. treten auch bei Kindern in unterschiedlicher Intensität auf und können einander schnell abwechseln. Wenn nötig, helfen Sie Ihrem Kind diese Gefühle zu benennen und einzuschätzen, was der mögliche Auslöser dieser Gefühle ist bzw. war. Dadurch können Kinder besser verstehen, was gerade in ihnen vorgeht, und erwerben so immer mehr die Fähigkeit, ihre Emotionen und Impulse zu regulieren.
ICH KANN …
… Wege finden, um Probleme zu lösen.
Im Frühjahr dieses Jahres haben wir alle den so genannten „lockdown“ miterlebt bzw. durchlebt. In dieser Zeit haben wir und somit auch die Kinder einen neuen Alltag, neue Rituale und Routinen kennengelernt. Wenn jetzt wieder Maßnahmen zur Krankheitseindämmung gesetzt werden und dies eine schwierige Situation für Ihr Kind darstellt, erinnern Sie sich gemeinsam, dass Sie schon eine ähnliche Situation gemeistert haben und überlegen Sie gemeinsam, wie nun auch die aktuelle Situation bewältigt werden kann.
… aktiv einen wertvollen Beitrag leisten und verstehen, warum die Situation momentan so ist wie sie ist.
Wenn Kinder in die Umsetzung der Maßnahmen miteinbezogen werden, fällt es ihnen leichter, diese auch einzuhalten. Der Hinweis darauf, dass das Kind selbst etwas zur Eindämmung der Pandemie beiträgt (z.B. Maske tragen, neues Grüßen, körperliche Distanz zu Großeltern…), kann das Gefühl der Selbstwirksamkeit – also Herausforderungen selbst erfolgreich bewältigen zu können – stärken. Besprechen Sie deshalb vorab mit Ihrem Kind notwendige Regeln, begründen Sie diese und fordern Sie sie in der Situation ein bzw. erinnern Sie Ihr Kind daran.
… andere in dieser Situation aktiv unterstützen.
Für Kinder wie für Erwachsene kann es eine schöne Erfahrung sein, anderen Gutes tun bzw. anderen eine Freude zu bereiten. Überlegen Sie gemeinsam, wem das Kind eine Freude bereiten könnte, wie z.B. eine Zeichnung verschenken oder jemanden anrufen. Dabei können Kinder erfahren, wie lohnend Freundlichkeit für den Gebenden ist.
… mich ablenken und für positive Gefühle sorgen.
Wenn es ihrem Kind gerade nicht so gut geht, probieren Sie, gemeinsam den Blick auf positive Dinge und Aktivitäten zu richten: „Was tut mir gut? Was mache ich gerne und wann fühle ich mich wohl?“. Dies können Hobbys, Spiele oder lustige Filme sein.
Vielleicht gelingt es auch, eine Situation von der humorvollen Seite zu sehen (z.B. lustige Maske; Maske selbst gestalten). Versuchen Sie, die Anzahl der positiven Empfindungen und Gedanken Ihres Kindes zu steigern.
1) Ich HABE, Ich BIN und Ich KANN sind drei kulturübergreifende Resilienzquellen, die Ende der 1990er Jahre von der Entwicklungspsychologin Edith Grotberg in ihrem internationalen Projekt zur Resilienzforschung (International Resilience Project) identifiziert wurden.
Für diese Tipps wurden Grotbergs Resilienzquellen als mögliche Anleitung für Eltern zur Resilienzförderung ihrer Kinder in die Praxis übersetzt.
Siehe dazu auch den Artikel :
(Silvia Exenberger, Verena Wolf | Unsere Kinder, 2/20, p.18-19)
Resilienz der Eltern
Um Kinder entsprechend unterstützen zu können, ist es wichtig, dass Eltern auf sich selbst und ihre eigene Resilienz achten.
Der eine oder andere Tipp könnte zu persönlichen Überlegungen führen: Wer kann mir Unterstützung geben, wenn ich sie brauche? Welche Menschen sind mir besonders wichtig und der Kontakt mit ihnen tut mir gut? Was gibt mir gute Gefühle und lenkt mich ab, gibt mir neue Energie – wie kann ich kleine „Auszeiten“ schaffen?